Schulen am Netz: Erfahrungsbericht der Gesamtschule Hungen

35.500 Schüler:innen können bald im Unterricht schnelles Internet nutzen

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Schnelles Internet an Hungener Gesamtschule
Warum schnelles Internet?

(v.l.) Dr. Bernd Wieczorek, Anita Schneider, Florian Schäfer, Christopher Lipp, Nils Ollinger, Rainer Wengorsch, Andreas Mezker und Alexandra Kuret haben die Vorteile von schnellem Internet im Schulunterricht aufgezeigt. Derzeit schreitet der Breitbandausbau an den Schulen im Landkreis voran. (Foto: Breitband Gießen GmbH)

Landkreis Gießen/Hungen. Seit elf Jahren wird der Breitbandausbau im Landkreis Gießen kontinuierlich vorangetrieben. Lange bevor sich andere Regionen mit dem Thema auseinandergesetzt haben, wurde der Ausbau der Breitbandnetze in vier Ausbaustufen geplant und mit den Ausbauarbeiten im Jahr 2011 begonnen.

„Inzwischen befinden wir uns in der Ausbaustufe III, bei der rund 100 Schulen aus Stadt und Landkreis Gießen sowie öffentliche Einrichtungen direkt bis ins Gebäude ans Glasfasernetz angeschlossen werden“, sagte Landrätin Anita Scheider bei einem Treffen in Hungen, „zunächst sorgen wir dafür, dass alle Schulen im Kreisgebiet mit einem Glasfaseranschluss versehen werden, weil wir spätestens seit dem Corona-Lockdown wissen, wie wichtig Online-Medien zu Lehrzwecken sind. Online- und Medien- Kompetenzen sind Ziele einer modernen Schulbildung. Das schnelle Internet im Klassenzimmer ist eine Investition in die Jugend und damit in die Zukunft.“

Gesamtschule Hungen nutzt bereits schnelles Internet im Unterricht

Zurzeit wird nahezu an allen Schulen aktiv gebaut oder die Tiefbauarbeiten sind bereits abgeschlossen. Die Gesamtschule Hungen gehört zu den ersten Schulen im Landkreis, die den schnellen Internetzugang mit 1 Gigabit/s im Download und 200 Mbit/s im Upload im Schulalltag nutzen kann. Schulleiterin Alexandra Kuret begrüßte die Gäste zu einem Erfahrungsbericht an ihrer Schule.

Seit rund 27 Jahren befindet sich die Schule in einem Entwicklungsprozess in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien im Unterricht. Seit dem Jahr 2011 arbeitet die Schule mit einem Medienbildungskonzept, das in regelmäßigen Abständen evaluiert wird. „Der Weg zur Medienschule“, wie die Meilensteine im Konzept genannt werden, beinhaltet sowohl die Anforderungen an die technische Ausstattung als auch medienpädagogische Kompetenzen. Denn die sind ebenso wichtig, um jungen Leuten beizubringen, wie man digitale Medien selbstbestimmt und verantwortungsvoll nutzen kann.

Der neue Breitbandanschluss biete der Gesamtschule Hungen verbesserte Möglichkeiten für die Nutzung der digitalen Medien im Unterricht. Zum Beispiel sei die Differenzierung der Lernniveaus innerhalb einer Klasse mit der Bereitstellung von digitalen Aufgaben viel einfacher als mit verschiedenen Papierstapeln. Das WLAN kann schulweit freigegeben werden, so dass die Schüler:innen ihre privaten Endgeräte im Unterricht nutzen können.

Zunächst steht das WLAN den Schüler:innen der Oberstufe zur Verfügung. Von Vorteil sind die schnelleren Ladezeiten der Inhalte, auch wenn mehrere Klassen gleichzeitig online arbeiten, z.B. beim Anschauen von Videos, Recherchen im Internet etc.

35.500 Schüler:innen werden vom Glasfasernetz profitieren

„Der Anschluss unserer Schulen an das Glasfasernetz ist die Grundlage für das digitale Klassenzimmer. Im Rahmen der Umsetzung des Digitalpaktes investiert der Landkreis aktuell kräftig in die Verbesserung der IT-Infrastruktur an den Schulen, um alle Möglichkeiten der Digitalisierung für den Unterricht nutzen zu können“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Christopher Lipp. Insgesamt werden rund 35.500 Schüler:innen in Stadt und Landkreis Gießen vom schnellen Internet profitieren.

Im Zuge der dritten Ausbaustufe werden außerdem rund 1.000 Standorte ebenfalls bis ins Gebäude an das Glasfasernetz angeschlossen. Dazu gehören öffentliche Gebäude, wie Feuerwehrhäuser, Rathäuser und Dorfgemeinschaftshäuser sowie außenliegende Höfe und Gewerbestandorte, die bislang weniger als 30 Mbit/s für die digitale Datenübertragung zur Verfügung hatten. Voraussetzung ist, dass die politischen Gremien in den Städten und Gemeinden dem Breitbandausbau zugestimmt haben.

Über 1000 Haushalte bekommen bald Anschluss ans schnelle Internet

Die Landrätin erläuterte: „Priorität für den Glasfaseranschluss haben die Schulen. Bis Ende des Jahres werden etwa 40 Schulen mit einem Glasfaseranschluss versorgt sein. Die ersten Schulen können aufgrund der fertiggestellten Verkabelung und wegen des gebuchten Tarifs bei der Telekom die Glasfaserleitungen bereits nutzen.“ Neben den öffentlichen Gebäuden werde in Ausbaustufe III auch die Nachverdichtung der sogenannten weißen Flecken in Angriff genommen, sodass über 1000 Haushalten endlich schnelles Internet zur Verfügung gestellt werde.  „Leider hängen wir unserem anspruchsvollen Zeitplan hinterher, was der aktuellen Situation im Baugewerbe geschuldet ist oder wegen bereits geplanter, anderer Baumaßnahmen in naher Zukunft, die dann in einem Zuge vonstattengehen sollen“, erklärte Schneider. „Die Breitband Gießen GmbH leistet als Projektkoordinator im Auftrag des Landkreises hervorragende Dienste und wird gemeinsam mit der Telekom den Auftrag wie geplant zu Ende bringen. Nur etwas später als geplant.“

„Es sagt sich immer so leicht, dass der Breitbandausbau schneller werden muss“, gab Hungens Bürgermeister Rainer Wengorsch zu bedenken. „Diese Forderungen werden von allen möglichen Seiten aufgestellt – und da verstehe ich auch die Ungeduld der Gesellschaft, weil ein schneller Internetzugang ein ganz entscheidender Standortfaktor für Unternehmen und Privatleute geworden ist. Aber bei allen Forderungen wird häufig vergessen, wie zeitaufwändig und komplex der Breitbandausbau ist. Mit der Gründung der Breitband Gießen GmbH, die den Breitbandausbau im Auftrag aller Kommunen im Kreis koordiniert, haben wir im Landkreis Gießen schon vor elf Jahren einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, sonst wären wir heute nicht so weit mit dem Breitbandausbau.“

Für Hungen zog der Bürgermeister eine positive Bilanz des bisherigen Ausbaus und sagte, dass neben der Gesamtschule Hungen nun weitere Schulen und Feuerwehrgerätehäuser im Rahmen des öffentlich geförderten Breitbandausbaus angeschlossen werden.

Finanziert wird der Breitbandausbau in der Ausbaustufe III mit Hilfe von Fördergeldern. Insgesamt bringt die Ausbaustufe III Investitionskosten von rund 26 Millionen Euro mit sich. Der Bund bezuschusst mit rund 13,3 Millionen Euro 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Das hessische Ministerium für digitale Strategie und Entwicklung hat ebenfalls eine Förderung in Höhe von 10,6 Millionen Euro zugesagt.