Glasfaser-Ausbaufirma ist insolvent – Was nun mit den Baustellen im Landkreis Gießen passieren soll

In Ortsteilen von vier Kommunen hatte die »Ellin Line« für die GlasfaserPlus, einem Tochterunternehmen der Telekom, das Glasfasernetz ausbauen sollen. Nun ist die Baufirma insolvent.

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In Allendorf hatte das ungesicherte Materiallager der Baufirma im Stadtzentrum zwischenzeitlich für Ärger gesorgt. © Patrick Dehnhardt

Ob in Allendorf, Londorf, Kesselbach, Watzenborn-Steinberg, Laubach oder Wetterfeld – überall im Landkreis Gießen bieten Glasfaserbaustellen der Firma »Ellin Line« das gleiche Bild. Die Gräben sind notdürftig mit Schotter verschlossen, mitunter wächst bereits Gras darauf. Absperrbaken stehen wild umher. In der Straße sinkt derweil bei jedem Überfahren durch die Müllabfuhr oder andere Lkw das Provisorium aus Betonsteinen tiefer ab. Arbeiter sind dagegen schon länger nicht mehr auf den Baustellen gesehen worden.

Wie »GlasfaserPlus« auf Anfrage mitteilte, hat das von ihr mit den Arbeiten beauftragte Unternehmen Insolvenz angemeldet. Gerüchte darüber hatte es bereits seit einiger Zeit gegeben. Die »GlasfaserPlus«-Pressesprecherin schreibt: »Auch wenn unser bisheriger Baupartner seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, stellen wir sicher, dass die Arbeiten abgeschlossen werden.«

Im ersten Schritt sollen demnach auf allen Baustellen die Mängel durch Teams der »GlasfaserPlus« aufgenommen. »So schnell wie möglich werden externe Fachunternehmen beauftragt, um die notwendigen Arbeiten abzusichern und bestehende Mängel zu beheben«, heißt es. Insbesondere bei noch offenen oder provisorisch verschlossenen Asphaltflächen sowie Mängeln, die die Verkehrssicherheit beeinflussen, würde mit Priorität gehandelt. Auch die Winterfestigkeit der Straßen sei ein Ziel.

Gleichzeitig laufe die Suche nach einem neuen Bauunternehmen, das die Arbeit in den betroffenen Kommunen zu Ende führt. »Auch der Anschluss ausstehender Hausanschlüsse ist gesichert«, teilt die Pressesprecherin mit. Der Ausbau solle wie geplant weitergehen.

Vertreter der betroffenen Kommunen hatten sich am Montag gemeinsam mit der Breitband Gießen GmbH und der GlasfaserPlus zusammengesetzt und darauf gedrängt, dass die Straßen vor dem Winter verschlossen werden, da ansonsten durch Frost enorme Folgeschäden drohen.

Eine Ersatzvornahme, bei der die Kommune an ein Bauunternehmen den Auftrag vergibt und sich das Geld später bei der GlasfaserPlus zurückholt, kommt für viele Kommunen nicht in Frage. Der Rabenauer Bürgermeister Björn Zimmer sagte dazu, dass die Gemeinde bei einem solchen Schritt allein in Londorf und Kesselbach mit mehreren hunderttausend Euro in Vorlage gehen müsste. Und zwar ohne zu wissen, wann sie das Geld zurückbekommt.

In den Kommunen sind teils auch andere Baufirmen für die GlasfaserPlus, aber auch andere Internetanbieter unterwegs. Auf diese Baustellen hat die Insolvenz der Ellin Line logischerweise keine Auswirkungen.

Artikel und Fotos von Patrick Dehnhardt.